Erfahrungsbericht Landrover Discovery

Erfahrungsbericht Landrover Discovery  JoachimEngel

Angefangen hat es damit, dass ich mit meinem Caravellair-Wohnwagen auf die Waage gefahren bin. Deutlich überladen - ein neuer musste her. Zufälligerweise wurde ich erneut bei Caravellair fündig, ein Artica, der mir vom Design her sehr zugesagt hat. 1500 kg zul. Gesamtgewicht.
Dann habe ich zum erstenmal in meine KFZ-Papiere geschaut, um zu sehen, wie viel mein Caddy eigentlich anhängen darf - genau 1500 kg. Da ich aber gerne noch Reserven habe und nicht mehr der Jüngste bin, wollte ich mir zum Abschluss meiner Camperlaufbahn mal was richtig Gutes tun und wurde bei Landrover fündig.
Ein Discovery, der große, nicht der Sport. Großes Laderaumvolumen, Luftfederung, 3-Liter-Maschine, 3500 kg zulässige Anhängelast, Trailer-Assist, ausfahrbare Hängerkupplung und einige schöne Dinge mehr. Neufahrzeug, im Mai 2018.

Leider war meine Freude an diesem Auto nicht ungetrübt.
Die erste Überraschung - die Aussenspiegel: Wohlgemerkt, das Auto wurde schon mit Anhängerkupplung bestellt. Da ist es wohl nicht selten, dass da ein Wohnwagen angehängt werden soll. Und dann braucht auch ein Discovery Aufsteckspiegel. In diesem Fall von Oppi. Beim Abschalten des Fahrzeugs klappen die Aussenspiegel ein. Nicht, dass das viel bringt, sie klappen nur ein bisschen ein, aber die Halterung des Aussteckspiegels hat dann keinen Platz mehr zwischen Spiegel und Karosserie. Und das kann man nicht einfach abschalten, die Werkstatt hat etwa eine Stunde dazu gebraucht und wollte dann noch 100 Euro dafür...... Danach konnte man sie nur noch manuell einklappen.
Noch eine blöde Kleinigkeit mit den Aussenspiegeln: Beim Rückwärtsfahren kippen sie nach unten, was nützlich ist, wenn man die Bordsteinkante sehen will, aber nicht so toll, wenn man dabei den Wohnwagen aus dem Sichtfeld verliert. Bei einem Auto in dieser Preisklasse sollte das System so intelligent sein, zu erkennen, dass ein Hänger hinten dran hängt und dann entsprechend andere Programme fahren.
Nächstes Ärgernis - das Erkennen des Wohnwagens. Beim erstenmal muss man die Maße des Anhängers eingeben, auf denselben einen Sticker mit drei schwarzen Punkten draufkleben, ähnlich dem Blindenzeichen, und dann das System kalibrieren, indem man eine bestimmte Strecke geradeaus fährt. Erst dann funktioniert der Trailer-Assistent, mit dem man mit einem kleinen Rädchen beim Rückwärtsfahren die Richtung bestimmt, in der man fahren will. So weit, so gut. Aber nun kommt es: Nach jedem Tanken, nach jedem Stopp, an dem man den Motor abstellt kommt die Frage, ob man denn einen Anhänger angehängt hätte. DAS WEISS DAS SYSTEM DOCH, ICH HABE DEN STECKER DOCH NICHT ABGESTECKT! Und dann wird man wieder aufgefordert, neu zu kalibrieren. Was dann aber oft einfach nicht funktioniert. Keine Ahnung warum.
Sehr hübsch sind die Kamerasysteme, auch beim Ankoppeln, aber kompliziert zu bedienen. Hervorragend ist das Head-up-Display, hell und klar in die Windschutzscheibe projiziert, inklusive der Navipfeile. Die Sitze sind gut, die Kopfstütze leider nicht verstellbar und zu weit nach vorne platziert, so dass man nicht gerade sitzen kann. Hat die Werkstatt mir nach hinten gebogen. Die Lordosenstütze und die Wangen pneumatisch verstellbar, mit der Zeit verlieren sie den Druck. Diese pneumatischen Einstellungen werden bei der Eingabe der Sitzposition für einen anderen Fahrer nicht gespeichert.
Die Luftfederung kann den Wagen hoch oder (5 cm) runter pumpen, zum leichteren Beladen. Macht aber das Kraut nicht fett, Ladekante nach wie vor sehr hoch, wenn man zum Beispiel Klapp-E-Bikes hineinwuchten muss. Leider kann sie nicht weich. Die Federung ist für meinen Geschmack deutlich zu hart eingestellt, was nicht schlimm wäre, wenn man sie modifizieren könnte. Was bei Luftfederungen bei anderen Herstellern ja kein Problem ist.
Ein weiteres Problem ist der Tempomat. In der Ebene und bergauf gut, aber bergab geht es etwa 7 km/h zu schnell, was in meiner Werkstatt bekannt ist. Ich verstehe es nicht. Ebensowenig verstehe ich, dass der Abstandstempomat im Schiebebetrieb nicht richtig funktioniert. Wenn man etwa auf französichen Autobahnen, die gerne eine stärkeres Gefälle haben, hinter einem Lastwagen herfährt wird der Abstand immer kleiner. Ob man letztendlich auf den LKW auffahren würde weiß ich nicht, bei etwa 6 Metern Restabstand habe ich dann selber gebremst. Witztig auch der Limiter: Wenn´s bergab schneller geht, gibt er eine entsprechende Warnung raus, es piept, aber er bremst nicht....
Auch nicht so toll: Wir hatten: Einen Totalausfall des Hauptdisplays, mehrere Ausfälle des Navidisplays, wobei dann auch das Audiosystem incl. Bluetoothanbindung ausfällt, wir mussten zwei Stunden lang unser Hörbuch über den Handylautsprecher weiterhören, bevor sich das System wieder bequemte zu funktionieren. Auch Stehenbleiben, Ausschalten des Autos und wieder anlassen bringt meist nicht den gewünschten Erfolg. Desweiteren plötzliches Nicht-mehr-Erkennen des verbundenen Handys, musste gelöscht und neu angemeldet werden. In wieweit das Nichtfunktionieren der Naviaktualisierung meiner SIM-Karte geschuldet ist, weiß ich nicht. Zum Ausgleich dazu mehrmals spontanes Einschalten des Radios, besonders unangenehm, wenn man gerade rückwärts in einem Campingplatz rangiert und mit lautem krachendem Rauschen überfallen wird.
Überhaupt, die Radiobedienung: Äußerst unbefriedigend. Keine (nicht einmal virtuellen) Tasten für bestimmte Sender auf dem Hauptbildschirm belegbar. Auf dem Multifunktionslenkrad Tasten für letzte Sender vorhanden, aber dann kommt nicht der letzt eingestellte Sender, sondern die letzteingestellte Frequenz. Kann also mehrmals hintereinander der gleiche Sender sein.
Der eingebaute CD-Player kann keine MP3 lesen!!!
Das Navi kann man auch zum Teil vergessen, es versucht einen in einen über 300 km entfernten Supermarkt zu lotsen und kennt den um die Ecke nicht. Ebenfalls ärgerlich sind Tippfehler in den hinterlegten Daten.
Und im letzten Urlaub hat das Keyless-Go-System plötzlich behauptet, ich hätte einen falschen Schlüssel.
Insgesamt hat man kein gutes und sicheres Gefühl beim Fahren, weil man nie weiß, welches System als nächstes ausfällt.
Ich habe den Discovery Ende letzten Jahres in Zahlung gegeben und hoffe, dass ich mit dem T6.1 besser fahre. Mehr Platz ist auf jeden Fall vorhanden.



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